Aktiv & Vital KW 29/24

Hier ist die Fortsetzung unseres Berichtes über das grausame Verbrechen am Himmelfahrtstag 1908.

Am 28. Mai 1908 fuhr die 32-jährige Margaretha Filbert mit der Bahn von Winnweiler nach Rockenhausen. In Winnweiler war sie als Haushälterin bei Bezirksbaumeister Seeberger angestellt. Margaretha Filbert wollte von Rockenhausen über Falkenstein zurück nach Winnweiler wandern. Ein Stück des Weges legte sie mit einer Frau und deren Tochter zurück. Von den beiden trennte sie sich am Karlsbrunnen und war gegen zwei Uhr in Falkenstein. Dort fragte sie noch einmal nach, ob sie auf dem richtigen Weg sei, was ihr von einem Bauern bestätigt wurde. Sie begegnete auf ihrem Weg noch einigen Leuten, die auch später aussagten, dass die junge Frau bester Laune gewesen sei und am Wegrand Blumen gepflückt hätte. Auf den falschen Weg kam sie, da am Waldrand ein Wegweiser verdreht war. Dieser falsche Pfad führte sie in den dichten Wald, wo sie wahrscheinlich von ihrem Mörder erwartet wurde.

Nachdem seine Haushälterin nicht nach Hause gekommen war, lief der Bezirksbaumeister am nächsten Tag die Strecke selbst ab, um sie zu suchen. Nachdem seine Suche erfolglos war, erstattete er eine Vermisstenanzeige. Am folgenden Tag suchten Polizisten und ca. 300 Freiwillige den Wald ab und fanden die Vermisste in einem Dickicht.

Die junge Frau war grausam ermordet worden. Ihr Rock sowie der Unterrock waren über den Oberkörper gelegt, sodass ihr Unterkörper nackt, aber von Laub bedeckt, war. Beim genaueren Betrachten der Leiche wurde festgestellt, dass der Kopf abgetrennt wurde und anscheinend fachmännisch. Zuerst ging man von einem Sexualdelikt aus, aber dies wurde nicht bestätigt. Von ihren persönlichen Dingen fehlten einige, so ihr Schirm und ihr Geldbeutel. Leider wurde durch einen Gewitterregen die Arbeit der Polizei behindert und die Spürhunde konnten auch keine Witterung aufnehmen. Die fehlenden persönlichen Gegenstände und der Kopf der Toten wurden erst im April des folgenden Jahres gefunden.

Die Polizei ermittelte relativ schnell einen Täter, den Falkensteiner Andreas Schlicher, der als gewalttätig und jähzornig beschrieben wurde. Durch den Fund seiner Hose und eines Gewehres in der Burg Falkenstein wurde die Polizei auf ihn aufmerksam. Er wurde festgenommen, erklärte aber, dass er mit dem Tod der Frau nichts zu tun habe. Für die Aufklärung wurden Gerichtsmediziner und Kriminalexperten aus Kaiserslautern hinzugezogen. Aus Frankfurt war extra Dr. Georg Popp, ein Chemiker und Hochschullehrer, der zu den Begründern der mikroskopischen und naturwissenschaftlichen Kriminalistik zählt, zu Rate gezogen. Auf sein Gutachten hin wurde der Indizienprozess aufgebaut, an dessen Ende der Angeklagte für schuldig gesprochen wurde. Andreas Schlicher beteuerte immer seine Unschuld und hat sich in der Haft in seiner Zelle erhängt.

Heute muss festgestellt werden, dass das Gutachten des Dr. Popp an entscheidenden Stellen gravierende Fehler aufwies, die ihn mittlerweile als Scharlatan entlarven würden. In dem Prozess aber musste unbedingt ein Schuldiger her und so wurde Andreas Schlicher Opfer eines Justizirrtums.

Wenn Sie diese sehr interessante ausführliche Dokumentation lesen möchten, so finden Sie diese im „Falkensteiner Echo“ vom Mai 2012 und Mai 2019, https://fischer-andi.com/echo-sammlung.