Aktiv & Vital KW 19/23
Die Gründung des Klosters Ramsen
Unter der Regierung König Konrads II. im Jahre 1146, so erzählt eine alte Nachricht, stiftete ein freier Mann namens Berthold von Winzingen das Frauenkloster – claustrum S. Maria in Ramesa -. Er beschenkte dasselbe mit reichlichen Gütern und übergab diese Stiftung dem Heiligen Georg in Gegenwart des Abtes Friedrich und dessen Klosterbrüder. Dessen Prior und deren Nachfolger sollten untergeben und gehorsam sein.
Diese Stiftung, so sagt die Urkunde weiter, wurde zur Zeit des Abtes Sintram zu Worms im ersten Regierungsjahr Kaiser Friedrich I. Barbarossa erweitert und erneuert und von dem Abte des Klosters St. Georg im Schwarzwald zur Bekräftigung bestätigt und besiegelt. Wie es aber zu der besagten Klostergründung gekommen ist, das erzählt eine Sage.
„Waren da vor langer, langer Zeit mitten in den Wäldern um Ramsen drei Jungfern, deren Vater, ein reicher Bergwerksbesitzer in der Gegend, gestorben war. Die drei Jungfern lebten auf der Burg Stauf. Alle drei waren sehr schön von Gestalt, aber in ihrem Gemüt trugen zwei von ihnen unbändigen Stolz. Eine der Jungfrauen hatte feuerrotes Haar, die zweite war rabenschwarz, während die dritte sonnigblondes Haar trug und die Allerschönste von den dreien war. Doch leider war gerade diese blind von Jugend an und wurde ständig von ihren beiden Schwestern benachteiligt. Obwohl sehr viele Freier kamen, blieb aber keiner, da sie solch ungeheuerliche Bedingungen stellten, dass alle entweder gleich wieder die Burg verließen oder aber bei der Erfüllung der Bedingungen umkamen.
Täglich mehrten sich ihre Schätze und sie wurden so reich, dass sie nicht mehr wussten wohin sie ihr Gold in Verwahrung bringen sollten. Eines Tages nun teilten die drei Schwestern ihren Reichtum, sie maßen das Gold in Eimern. Aber da die Jüngste blind war, so drehten sie bei ihr den Eimer um und füllten nur den unteren engen Rand mit Gold. Wenn nun die blinde Schwester ihre Hand prüfend über das gefüllte Maß gleiten ließ, meinte sie immer der Eimer sei voll des Goldes.
Gerade war die Teilung vollendet, da meldete sich wieder ein Ritter bei den Jungfrauen als Freier an. Er war auf einem Jagdzug im nahen Stumpfwald. Da hatte er einen armen Bergmann vom Tode des Ertrinkens gerettet und dieser hatte ihm von den drei Jungfern erzählt, ihm aber gleich gesagt, dass die Jüngste die Schönste sei, aber leider blind. So zog der Ritter, Bertold hieß er, und stammte aus dem Geschlecht derer von Winzingen, nach der festen Burg Stauf.
Er wurde von den beiden älteren Jungfern empfangen, sie zeigten ihm stolz ihren unermesslichen Reichtum, während sie von ihrer jüngsten Schwester gar nichts erwähnten. Der Ritter aber, der doch wusste, dass noch eine dritte Jungfer da sein müsste, fragte nach dieser. Da wurden die beiden zornig und ließen ihn mit Hunden aus den Toren der Burg hetzen, glaubten sie doch schon den jungen, schönen und tapferen Ritter für sich gewinnen zu können.
Der Ritter aber blieb tagelang in der Nähe der Burg. Eines Tages, als die beiden ältesten Jungfern ausgeritten waren, gelang es ihm einen Burgknecht zu bestechen und in die Burg hinein zu kommen. Da traf er dann auch zu seiner Freude die jüngste der Schwestern. Sie war so schön, dass er beschloss sie mit sich nach Winzingen zu nehmen. So verlobte er sich mit ihr und als die beiden ältesten Schlossfräulein zurückkamen, konnten sie trotz allem Neide nichts machen. Am Tage der Abreise aber kamen die Burginsassen der schönen Herrin und Braut zu gratulieren. Zuletzt gratulierten die beiden Schwestern. Im Geheimen aber sagten sie der blinden Schwester einen fürchterlichen Fluch ins Ohr, den diese niemals vergessen konnte.“
Fortsetzung folgt …